Vor zwei Tagen. Ich befinde mich noch mitten in Jakarta, der grössten Stadt Südostasiens. Mit meinen beiden indonesischen Geschäftspartnern erlebe ich einen Abend voller kunterbunter Gewürze, Sossen und Currys. Willkommen im kulinarischen Schlaraffenland!
Kunterbuntes Schlaraffenland
Mein letzter Abend in Jakarta. «Zum Abschied gehen wir typisch indonesisch essen!», informieren mich meine beiden Geschäftspartner lächelnd. Etwas abseits der Hauptstrasse, vor einem kleinen Restaurant bleibt unser Taxi stehen. «Typisch indonesisches Essen?», ich bin verwirrt, als wir das Lokal betreten und uns an den langen Tisch setzen. Die Besitzerfamilie begrüsst mich auf Bahasa Indonesia und Holländisch, der Koch verbeugt sich elegant auf Indonesisch, und an der Wand hängen Seidenbilder von chinesischen Drachen. «Das ist Indonesien, hier kommen viele östliche und westliche Kulturen und Religionen zusammen», lächelt einer meiner Begleiter. Indonesier lächeln immer. Noch nie habe ich so viele lachende Menschen an einem Ort gesehen.
Meine Geschäftspartner bestellen ein indonesisches Reisgericht mit dem Namen «Rijstafel». Ist das nicht holländisch? Ich liege mit meiner Vermutung richtig. Indonesien war bis 1949 Teil des niederländischen Königreiches. Deshalb seien indonesische Gerichte oft milder als jene in anderen asiatischen Ländern, sagt man mir.
Ich bin gespannt auf die Tafel voller Reis. Die Küchentüre geht auf. Ich erschrecke. Das Küchenpersonal stellt eine Schüssel nach der anderen auf unseren Tisch. 25 Schalen und Teller! Wird das nicht langweilig, so viel Reis? Ein kurzer Blick, ich atme auf! Eine einzige Schüssel enthält Reis. Vor mir steht ein Feuerwerk an farbenfrohen Speisen und Sossen. Hier ein erdnussfarbiges Satayspiesschen, dort ein rot gekochtes Hühnercurry, daneben pinkfarbene Krabbenchips und grünes Gemüse. Und überall Sosse: grüne Sossen, gelbe Sossen, orange Sossen, Chilisossen, Kokossossen.
Ich nehme von jedem etwas und beginne andächtig zu essen. Ich fühle mich wie im Schlaraffenland. Jedoch nur fast. Meine Geschäftspartner lächeln plötzlich nicht mehr. Die Inhaber des Restaurants auch nicht. Keiner lächelt! Oje, ich wache jäh aus meinem Schlaraffenland-Traum auf! Ich vergass zu schmatzen. In Indonesien gehört es zum guten Ruf zu schmatzen, wenn das Essen schmeckt. Ich gebe mein Letztes und beginne herzhaft zu schmatzen. So laut ich kann. Wir lächeln alle und nicken uns freundlich zu.
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