Diesen Juni war ich geschäftlich unterwegs in Lima, der Hauptstadt Perus. Schon die Fahrt vom Flughafen zum Hotel war ein Erlebnis.
SUSHI ROCKS ALL OVER THE WORLD
In Lima gibt es Taxis wie Sand am Meer. Ein Riesengerangel. Halb Lima wollte mich zum Hotel fahren, und Lima hat doch etwa 7 Millionen Einwohner. Ich fühlte mich begehrt wie ein Rockstar. «Lets rock!», sagte sich wohl auch mein Taxifahrer, als wir losfuhren. Mühelos umkurvte er unzählige Autos, Schlaglöcher und Fussgänger, obwohl sich die Strassen im Sekundentakt von sechs auf drei Spuren verengten, um dann gleich wieder auf sechs anzuwachsen. Ich klammerte mich Blut schwitzend mit beiden Händen am Rücksitz fest, während mein Taxifahrer seine sportliche Slalomfahrt ganz locker mit nur einer Hand am Steuerrad bewältigte. Denn seine andere Hand drückte nonstop auf die Hupe.
Nach so viel Hektik freute ich mich auf einen gemütlichen Sonntagnachmittag mit meinen beiden Geschäftskolleginnen. Wir verabredeten uns in einer netten Strandbar zu einem Drink. Die beiden rieten mir zu einem Pisco Sour, dem Nationalgetränk Perus. Er besteht aus Traubenschnaps, Limettensaft, Zucker und Eiweiss. Ich muss zugeben, der Cocktail war hammermässig. Schon nach einem fühlte ich mich leicht beschwingt. «Nimm besser keinen zweiten», lachten meine Kolleginnen und zeigten nach oben auf eines der vielen Restaurants, die wie Adlerhorste an der Steilwandküste Limas kleben. «Heute ist nationaler Ceviche-Tag, wir laden dich zum Essen ein. Wir müssen jedoch zuerst 400 Treppenstufen überwinden.» Ich staunte nicht schlecht, denn die beiden trugen wie die meisten Frauen Limas elegante High-Heels. Aber aufgepasst, nicht irgendwelche High-Heels! Mindestens 12 Zentimeter hoch müssen sie schon sein, um als solche bezeichnet zu werden.
Trotz flachem Schuhwerk kam ich oben als Letzter an. High-Heels scheinen wohl für Peruanerinnen des Schweizers Bergschuh zu sein. «Wer war eigentlich dieser Ceviche?», fragte ich keuchend. Sie lachten Tränen. Sie erzählten mir, dass Ceviche ihr Nationalgericht und sozusagen das peruanische Sushi sei. Ceviche besteht aus hauchdünn geschnittenem rohem Fisch, der eingelegt wird in Limettensaft, roten Zwiebeln, Koriander, Chilis und Salz. Das Gericht gibt es in Peru an jeder Ecke und in unzähligen Varianten. Im Gegensatz zu Sushi denaturiert der Limettensaft den Fisch, die Säure kocht ihn sozusagen. Ich staunte nicht schlecht. Bisher hatte ich gedacht, roher Fisch sei das Nationalgericht Japans. Mein Ceviche schmeckte himmlisch und war mit frischem Koriander und Cherrytomaten dekoriert. Meinen Lieblingstomaten. Ich biss herzhaft zu. Meine Kolleginnen erstarrten! Zu spät. Die Cherrytomate brannte wie Feuer in meinem Mund! «Das ist ein peruanischer Rocoto-Chili, wir nennen sie auch Gringo-Killer», entschuldigten sich meine Begleiterinnen. «Im Gegensatz zu den herkömmlichen Chilis ist er nicht länglich, sondern rund!» Nun, ich war ganz froh, mein Feuer auf der Zunge mit zwei weiteren Pisco-Sour-Cocktails zu löschen. 400 Treppenstufen Abstieg hin oder her.
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