Meine Geschäftsreise brachte mich diesen Februar nach Kapstadt in Südafrika. Mein letztes Wochenende wollte ich eigentlich mit einer Kurzsafari abschliessen, entschied mich jedoch um. Denn meine Geschäftspartner luden mich zur Garten-Grillparty ein, was in Südafrika als grösster Freundschaftsbeweis gilt. Nur Rugby ist hier noch heiliger.
Von südafrikanischen Braais und heissen Schlitten
«Komm ab 14 Uhr mit einem Stück Fleisch zu uns, für den Rest sorgen wir.» Ich konnte es kaum erwarten, die afrikanische Tierwelt vom Grill aus zu beobachten. Pünktlich klingelte ich an der Tür der Gastgeber. Die Dame des Hauses begrüsste mich mit den ungewöhnlichen Worten: «Du bist aber früh!» Gemäss südafrikanischer Grillregel bedeutet 14 Uhr scheinbar später Nachmittag. Bis auf den Sohn meines Gastgebers traf ab 16 Uhr ein Gast nach dem anderen ein. Doch auch mein mitgebrachtes Grillgut – ein zartes Putenschnitzel – war nicht ganz im Sinne meiner Gastgeberin. Verlegen bedankte sie sich und verschwand damit in der Küche. Denn in Südafrika fällt Putenfleisch unter die Kategorie Salat. Und Salat kann man ja bekanntlich nicht grillen. Womit mein Grillfleisch statt auf der heissen Kohle in der Pfanne und später bei den mitgebrachten Beilagen auf dem Salatbuffet landete.
Als Ersatz für mein Schnitzel wurde mir eine zur Schnecke aufgerollte Grillwurst aus Antilopenfleisch angeboten. «Die ist typisch für unser Land und heisst Burenwurst», erklärte mir mein Gastgeber stolz. «Sie ist sehr schmackhaft, mit Koriander, Muskat und Nelken gewürzt.»
Weitaus mehr als die gerollte Burenwurst – die würde sich sicher irgendwie geradebiegen lassen – verwirrte mich der fehlende Grill. Weit und breit kein Feuer. Doch wie soll ein Braai ohne Feuerstelle stattfinden? Das Wort Barbecue ist in Südafrika übrigens tabu. Hier zelebriert man die heiligste aller Grillstufen – den Braai! Gekaufte Holzkohle zu verwenden, widerspricht der hohen Kunst des Braai. Über Stunden wird hier bei kühlem Bier liebevoll eingefeuert, bis das Hartholz zur perfekt temperierten Kohle wird. Denn das Fleisch darf nur langsam garen. Aber bitte richtiges Fleisch! Rot und mindestens ein Kilogramm schwer muss es sein.
Während in meiner Heimat alle nervös um den Grill tänzeln, sind die Rollen beim Braai klar verteilt und in Männerhand. Mitreden darf jeder. Hand anlegen und die edlen Stücke wenden darf nur einer – der Braai Master. Doch wo steckten der Braai Master beziehungsweise Sohn des Gastgebers und der Grill? Denn es wurde langsam Nacht, was niemanden zu interessieren schien. Bis ich plötzlich ein lautes Hupen hörte und alle hastig nach ihrem Fleischstück griffen! Der Braai Master raste mit seinem Jeep schnittig um die Ecke und zog eine dicke Rauchwolke hinter sich her. Ich traute meinen Augen nicht, als ich auf die Ladefläche des Trucks blickte. Da stand er, unser Braai! Die Kohle glühte in feuerroter Perfektion.
Der Grill war bereit und musste nur noch in den Garten getragen werden. Neidlos musste ich zugeben – unser Braai Master hatte viel Kohle in seinen heissen Schlitten gesteckt!
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