
Vitamin E gilt als wichtigstes fettlösliches Antioxidans. Es schützt die fettähnlichen Strukturen unserer Zellmembran vor den Oxidantien, bekannter als freie Radikale. Freie Radikale sind äusserst reaktive Sauerstoffverbindungen, weil ihnen ein Elektron fehlt. Um sich möglichst schnell zu vervollständigen, gehen sie ziemlich aggressiv vor. Wie ein Taschendieb entreissen sie dem nächstbesten Molekül das benötigte Elektron und beschädigen so etwa die Zellmembran oder die DNA. Es entsteht eine fast unendliche Kettenreaktion von oxidativen Prozessen bzw. von Stehlen und Bestohlenwerden.
Antioxidantien schützen gegen Elektronenraub
Gut, gibt es Helfer gegen den Elektronendiebstahl: die Radikalenfänger bzw. Antioxidantien. Dazu gehört Vitamin E. Antioxidantien hemmen den oxidativen Prozess (1), denn sie besitzen überschüssige Elektronen zur Gratisabgabe. Fleissig gehen sie auf die Suche nach freien Radikalen und schenken ihnen die fehlenden Elektronen. Die Kettenreaktion wird gestoppt, denn jeder hat nun, was er will.
Ein paar Attacken durch Oxidantien machen dem Körper noch nichts aus. Oxidative Prozesse sind für den menschlichen Organismus sogar lebenswichtig. Freie Radikale aktivieren unsere Selbstheilungskräfte und zerstören krank machende Keime, indem sie Entzündungsprozesse auslösen. Wichtig ist, dass die Oxidantien trotz ihren gesundheitlichen Vorteilen möglichst lange nicht die Oberhand gewinnen.
Mit den veränderten Essgewohnheiten nehmen wir immer weniger Antioxidantien in Form von natürlichem Vitamin E zu uns.
Wir können den natürlichen Alterungsprozess nicht aufhalten, aber verlangsamen, indem wir oxidativen Stress vermeiden und auf eine gesunde Lebensweise achten. Dazu gehört der Verzicht auf übermässigen Alkohol- und Zigarettenkonsum (2) und auf Lebensmittel mit industriell verarbeiteten Fetten oder Pestizidrückständen. Ein Unterfangen, das nicht immer einfach ist. Im Gegensatz zu unseren Vorfahren sind wir heute stärker den freien Radikalen ausgesetzt: Luftverschmutzung, Dauerstress, Pestizide und Bewegungsarmut setzen uns zu. Und als wäre dies nicht genug, nehmen wir mit den veränderten Essgewohnheiten unter anderem auch immer weniger Antioxidantien in Form von natürlichem Vitamin E zu uns (3, 4).
Rundumschutz gegen das Älterwerden
Vitamin E nicht aus seinem Speiseplan zu streichen, lohnt sich! Vitamin E hemmt beispielsweise die Verklumpung der Blutplättchen und verhindert die Oxidation von ungünstigem LDL-Cholesterin. Das Blut kann optimal fliessen. Folglich lagern sich weniger Fett und Kalk an den Arterienwänden ab. Die Gefahr von Thrombosen, Schlaganfällen und Herzinfarkten kann minimiert werden (5). Gemäss einer aktuellen italienischen Studie soll Vitamin E das Risiko eines Herzinfarktes um rund 20 Prozent (6) senken.
Interessant ist Vitamin E auch in Bezug auf kognitive Beeinträchtigungen, die das Altern häufig mit sich bringt. Heute geht man davon aus, dass oxidativer Stress die Entstehung der Alzheimer-Krankheit begünstigt. Die Einnahme von Vitamin E heilt sie zwar nicht, verlangsamt aber eventuell den Krankheitsverlauf (7), weil Vitamin E den schützenden Mantel um die Nervenzellen des Gehirns erhalten kann. Mit zunehmendem Alter werden oft auch das Immunsystem und die Augen schwächer. Vitamin E verbessert gerade bei älteren Personen die Abwehrkräfte (8) und wirkt präventiv gegen die altersbedingte Trübung der Augenlinse (9). Alles Vorteile, welche die Lebensqualität verbessern.
Alpha-Tocopherol – wirkungsvoller als alle anderen
Vitamin E ist relativ komplex aufgebaut und ein Sammelbegriff für acht fettlösliche Substanzen, die Tocopherole und Tocotrienole, die der Körper nicht selber bilden kann. Vitamin E wirkt am besten als ganzes Team mit all seinen natürlichen sekundären Begleitstoffen.
Doch ein Mitglied der Vitamin-E-Familie überstrahlt das ganze Team: das alpha-Tocopherol. Leider kann alpha-Tocopherol nur näherungsweise synthetisch hergestellt werden. Schon deshalb steht natürliches Vitamin E dem menschlichen Organismus am nächsten und sollte bevorzugt werden. Hinzu kommt, dass natürliches alpha-Tocopherol weitaus wirkungsvoller ist als synthetisches. Die Bioaktivität von natürlichem alpha-Tocopherol ist rund 50 Prozent höher (10).
Weitere Informationen
- Artikel "Vitamin E in Kürze"
Quellen
1) Biesalski H.K., Köhrle J., Schümann K.: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 14–18, Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
2) Bruno RS., et al. A-Tocopherol disappearance is faster in cigarette smokers and is inversely related to their ascorbic acid status. Am J Clin Nutr. 2005; 81:95–103
3) www.zentrum-der-gesundheit.de
4) Maras JE., et al. Intake of alpha-tocopherol is limited among US adults. J Am Diet Assoc. 2004;104:567–575
5) Glynn R., et al. Effects of Random Allocation to Vitamin E Supplementation on the Occurrence of Venous Thromboembolism: report from the Women´s Health Study. Circulation 2007; 116:1497–1503
6) Loffredo L., et al. Supplementation with vitamin E alone is associated with reduced myocardial infarction: a meta-analysis. Nutrition, Metabolism and Cardiovascular Diseases. Published online February 2012
7) The TEAM-AD VA Cooperative Randomized Trial. JAMA. 2014; 311(1): 33–44
8) Meydani SN., et al. Vitamin E and respiratory tract infections in elderly nursing home residents: a randomized controlled trial. JAMA. 2004; 292:828–836
9) Leske MC., et al. Antioxidant vitamins and nuclear opacities: the longitudinal study of cataract. Ophthalmology 1998; 105:831–836
10) https://ods.od.nih.gov/factsheets/VitaminE-HealthProfessional, Jan. 2016
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