Hochdorf Inside

Entwicklung von Babynahrung – keine leichte Aufgabe

Geschrieben von Stephanie Martin | 17.10.2019 09:02:28

Das Entwicklerteam Baby Care entwickelt, optimiert und pflegt die Rezepturen unserer hochwertigen Schweizer Babynahrung. Sie sind das Bindeglied zwischen den einzelnen Abteilungen und begleiten die Herstellung von Babynahrung – Angefangen bei der Zusammenstellung der Rezeptur, über erste Versuche bis hin zur Erstproduktion des fertigen Produkts.


Manchmal sieht man sie schick gekleidet im Büro oder im Gespräch mit Lieferanten. An anderen Tagen erkennt man Sie kaum wieder, komplett in Weiss, mit Haube, Overall und plastiküberzogenen Schuhen. In wieder anderen Momenten entdeckt man sie im Laborkittel. Die Rede ist von unseren Entwicklerinnen und Entwicklern Baby Care. Ob im Büro, im Labor oder in der Produktion – sie fühlen sich überall zu Hause. Aber worin bestehen eigentlich ihre Aufgaben? Sie legen den Grundstein für unsere Babynahrung und entwickeln mit grösster Sorgfalt, grossem Knowhow und in enger Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen qualitativ hochwertige Rezepturen für beste Schweizer Babynahrung. Doch das ist nur der Anfang.

Bei einer Rezeptur müssen nicht nur die Ingredienzen stimmen, sondern sie muss auf unseren modernen Anlagen auch produzierbar sein.

Die Entwicklung und Optimierung einer Rezeptur ist erst beendet, wenn die Babynahrung erfolgreich produziert wurde. So müssen für jede Rezeptur auch die passenden Produktionsprozesse gefunden werden.

Rezepturen durch viele Faktoren beeinflusst

Das Gesetz gibt vor, welche Inhaltsstoffe zu welchen Mengen in Babynahrung vorkommen dürfen oder müssen. Es sind Mindest- und/oder Maximumwerte festgelegt, die sich je nach Land voneinander unterscheiden können. Säuglingsnahrung muss unter anderem zwingend Vitamine wie z.B. A, D, B6 und Mineralstoffe wie z. B. Eisen, Kalzium und Magnesium beinhalten. Stoffe wie Chrom und Fluorid dürfen beispielsweise optional beigefügt werden.

Neben den gesetzlichen Vorgaben gibt es weitere Kriterien, welche die Auswahl der Inhaltsstoffe beeinflussen. Dazu gehören wissenschaftliche Erkenntnisse und Trends zur Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern. Je nach Empfehlung setzt man bei einer Rezeptur eher auf den gesetzlichen Minimum- oder auf den Maximumwert eines Inhaltsstoffs. HOCHDORF stellt neben eigenen Rezepturen auch Babynahrung nach spezifischen Kundenwünschen her, welche oft zusätzliche Vorgaben für die Zusammensetzung der Rezeptur haben.

Die Zusammenstellung einer Rezeptur wird also bereits von sehr vielen Faktoren eingegrenzt. Die nächste Herausforderung kommt während der Produktion. Denn erst bei den Versuchen und Analysen zeigt sich, ob ein Produkt wie geplant hergestellt werden kann. Nicht selten müssen nach den ersten Versuchen Optimierungen an der Rezeptur oder den Produktionsparametern vorgenommen werden.

Neuentwicklung – von der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe bis zur Erstproduktion

Grundsätzlich verfügt HOCHDORF über ihre eigenen Produktlinien mit festgelegten Rezepturen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Gesetzes-Änderungen machen es aber immer wieder notwendig, Rezepturen anzupassen oder wie im Fall der neuen EU-Verordnung Rezepturen neu zu entwickeln.

Bei der neuen EU-Verordnung haben sich viele Mindest- und Maximum Grenzwerte verändert, was eine Neuentwicklung der Rezepturen und der Prozesse erforderte.

Für die neuen EU-konformen Rezepturen startete das Entwicklerteam bereits vor drei Jahren mit den Abklärungen, Vorversuchen und ersten Vorschlägen der eigenen neuen Premium-Linie Stufe 1, 2 und 3. Sie verglichen die damaligen Rezepturen mit den neuen Grenzwerten und überlegten sich, welche Zusammensetzung Sinn machen würde. Weiter liessen sie neue Erkenntnisse miteinfliessen und veränderten die Mengen oder in- oder exkludierte optionale Inhaltsstoffe. So konnte HOCHDORF die eigenen Rezepturen nicht nur EU-updaten sondern gleichzeitig «upgraden».

Die Produktion von neuen Rezepturen ist eine grosse Herausforderung. Chemische Reaktionen unter den Stoffen können sich je nach Mengenverhältnis verändern. Dies hat einen Einfluss auf die einzelnen Prozessschritte. Die neue EU-Verordnung verlangte beispielsweise einen höheren Gehalt an mehrfach gesättigten Fettsäuren. Der Anstieg dieser Rohstoffe führt dazu, dass das Pulver anfälliger auf Oxidation reagiert und damit über den Zeitraum des Mindesthaltbarkeitsdatums «ranzig» werden kann. Es ist die Aufgabe der Entwickler, gemeinsam mit der Qualitätssicherung und der Produktion, nach einer Lösung für solche Probleme zu suchen. Im Fall der neuen EU- Rezepturen war es notwendig die Produktionsprozesse anzupassen.

Nach einer ersten Entwicklungsphase im Labor oder auf den Pilotanlagen werden Versuchsproduktionen geplant. Dabei wird geprüft, wie die Rezeptur auf den regulären grossen Anlagen produziert werden kann. Anschliessend können Nährwertanalysen des fertigen Pulvers durchgeführt und die Pulvercharakteristik überprüft werden. Das bei der Versuchsproduktion hergestellte Pulver kann nicht verkauft werden. Es ist aber extrem wichtig, um Kundenmuster zur Verfügung zu stellen und Lagertests anzulegen. Zusätzlich wird es für Versuche und Untersuchungen wiederverwendet. So zum Beispiel für Misch- oder Abfüllversuche an der Dosenlinie. Der restliche Teil des Pulvers kann mehrheitlich als Tierfutter verwendet werden.

Es ist wichtig, jeweils das ganze System vom Verhalten der einzelnen Inhaltsstoffe untereinander bis zum Verhalten der gesamten Rezeptur in den grossen Sprühtürmen im Griff zu haben.

Kommt es irgendwo zu Problemen, versuchen die Entwickler in enger Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen herauszufinden, was in der Rezeptur oder im Herstellungsprozess optimiert werden kann. Ist die ideale Rezeptur gefunden und das Optimierungspotenzial auch auf Seite Produktionsprozess ausgeschöpft, startet die Erstproduktion. Sie ist das Endergebnis einer monatelangen intensiven Arbeit – ein Meilenstein für das Projekt und das gesamte Team.

Das Bindeglied zwischen den Abteilungen

Um möglichst langfristig optimierte und spezifikationskonforme Rezepturen zu gewährleisten, beobachtet und pflegt die Entwicklung Rezepturen kontinuierlich. Die Pflege von Rezepturen hat viele Gesichter. Neben der ständigen Überprüfung der Nährwerte gehört auch die Optimierung von Kosten, die Umsetzung von Zweitlieferantenstrategien oder die Anpassung von Prozessen dazu. Die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen ist dabei zentral. Der Einkauf von Rohstoffen wird mit der Beschaffung geregelt, die Qualitätssicherung ist für die Analyse der Produkte und das Einhalten der gesetzlichen Vorgaben zuständig und Prozessveränderungen werden nur in Absprache mit der Produktion durchgeführt. Weiter findet eine enge Zusammenarbeit innerhalb des gesamten Geschäftsbereichs Baby Care statt. Also sowohl mit den Sales und Business Development Mangern, wie auch mit dem Nutrition Marketing und allen Produktmanagern, die für die Verpackungen und die Registrierungen zuständig sind.

Degustation von Babynahrung – sie wissen, worauf es ankommt

Sei es bei der Herstellung von Schokolade, Keksen oder Joghurt – Die Verkostung ist ein fester Bestandteil bei der Herstellung von Nahrungsmitteln und deren Freigabeprozess. Dies ist auch bei unserer Babynahrung nicht anders. Täglich organisiert die Qualitätssicherung Degustationen der tagesaktuellen Produktion. Das angerührte Pulver wird jeweils mit einem Referenzmuster verglichen und beurteilt. Alle Teilnehmenden müssen zunächst für sich die Produkte kosten und nach vorgegebenen Kriterien bewerten. Dabei achten sie auf das Aussehen der Flüssigkeit, auf den Geruch und den Geschmack. Weiter werden unter anderem die Balligkeit des Pulvers, also ob das Pulver im angerührten Wasser beginnt zu klumpen, oder die Konsistenz des Schaumes überprüft. Wurden alle Kriterien beurteilt, muss jeder ein Statement zur Babynahrung abgeben. Hierbei wird unterschieden zwischen «konform«, «tolerierbar« und «abgelehnt«. Anschliessend werden die Ergebnisse untereinander diskutiert und besprochen. Bei der Degustation sind Vertreter aus der Qualitätssicherung, dem Labor, der Produktion und der Entwicklung dabei.

Die Vielfalt der Aufgaben von Entwicklerinnen und Entwicklern ist gross. Neben den bereits genannten Tätigkeiten gäbe es noch viele Weitere. So zum Beispiel das Begleiten von Audits, die Unterstützung des Verkaufs bei kundenspezifischen Rezepturanfragen oder die Erörterung von Promotionsmöglichkeiten im Nutritional Marketing. Babynahrung zu entwickeln ist keine leichte Aufgabe – spannend ist der Arbeitsalltag unserer Entwickler aber allemal.

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