Milchrückfluss bzw. Regurgitation, Verstopfungen und Koliken sind bei Babys die häufigsten funktionellen Magen-Darmstörungen. Die Symptome lösen bei Eltern oft Angstgefühle aus und führen dazu, dass die Ernährung des Babys unnötigerweise umgestellt wird (1, 2, 3). Studien zeigen, dass rund 55 Prozent der Kinder unter sechs Monaten an Magen-Darmbeschwerden leiden.
Praktisch alle Säuglinge geben nach dem Trinken kleine Milchmengen aus, unabhängig davon, ob sie gestillt werden oder Babynahrung erhalten. Solange die Kleinen zufrieden und gesund sind sowie an Gewicht zulegen, ist Regurgitation – auch Milchrückfluss, Gütscheln oder Spucken genannt – kein Anlass zur Sorge. Tägliches «Gütscheln» ist bei zwei Monate alten Säuglingen weitverbreitet. Rund 87 Prozent (4) der Babys gelten als «glückliche Spucker». Glücklich, weil es sich meist um ein unbedeutendes Problem ohne Krankheitswert handelt, das sich normalerweise mit der Reifung des kindlichen Verdauungssystems bessert.
Verantwortlich für das Regurgitieren ist der untere Speiseröhren-Schliessmuskel oder in der Fachsprache der untere Ösophagussphinkter (UÖS). Bei Säuglingen ist der UÖS noch nicht vollständig entwickelt, was dazu führt, dass der Mageninhalt rückwärts über die Speiseröhre in den Mund zurückfliesst. Im ersten Lebensjahr wird der Speiseröhren-Schliessmuskel allmählich stärker, die Wahrscheinlichkeit einer Regurgitation lässt nach.
Eine Reduktion der Regurgitation verbessert die Lebensqualität sowohl der Babys wie auch der Eltern.
Der medizinische Fachbegriff für Regurgitation bzw. Reflux nennt sich gastroesophagealer Reflux (GER). Die Ursache eines GER liegt oft in der Ernährungstechnik. Zu grosse Nahrungsmengen oder übermässiges Luftschlucken durch exzessives Trinken können zu erhöhtem Magendruck führen. Das Baby leidet unter Magenkrämpfen oder Nahrungsrückfluss. GER kommt bei Säuglingen häufig vor.
Besonders oft treten Regurgitationsbeschwerden zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat auf. Rund 50 bis 70 Prozent der Säuglinge leiden darunter. Im Alter von 12 bis 14 Monaten (5, 6) klingen die Symptome bei gesunden Kleinkindern in der Regel wieder ab. Den Eltern erscheinen die Symptome einer Regurgitation meist schlimmer als sie im medizinischen Sinne wirklich sind. Rund ein Viertel aller Eltern wenden sich deshalb an eine medizinische Fachperson (2, 5).
Regurgitation tritt bei Stillkindern genauso häufig auf wie bei Kindern, die Babynahrung erhalten und führt zu grosser Verunsicherung. Umso wichtiger, die Eltern mit praktischen Ratschlägen zu unterstützen: etwa mit welcher Technik und Frequenz sie ihrem Baby die Milchmahlzeiten verabreichen sollen (regelmässiges Trinken in kleineren Mengen). Mehrere Studien belegen, dass Babys, die AR-Milchen erhalten, seltener an Regurgitation leiden. Denn AR-Milchen enthalten Johannisbrotkernmehl, ein natürlicher Quellstoff, der die Babynahrung andickt. Die Milch wird sämiger und verbleibt besser im Magen, was zu einer verminderten Regurgitation führt. Zusammen mit den in Babynahrungen vorhandenen Präbiotika (GOS) schützen und stärken AR-Milchen zudem das kindliche Verdauungssystem.
Neben der Regurgitation leiden Kleinkinder öfters unter hartem Stuhlgang, leichten Verstopfungen und Krämpfen bzw. Koliken.
Verstopfungen gelten als erschwerte Defäkation und dauern in der Regel zwei Wochen, teilweise auch länger. Rund 15 Prozent der unter Einjährigen sind davon betroffen. Bei Babys, die jünger als vier Monate sind, spielt gerade auch die Zusammensetzung der Ernährung eine wesentliche Rolle, was das Aussehen und die Konsistenz des Windelinhalts anbelangt. Weitere individuelle Faktoren sind die Aktivität des Babys und das Verdauungstempo. Verstopfungen treten bei Stillkindern seltener auf als bei jenen, die Babynahrung erhalten (8).
Jede grosse Veränderung beeinflusst das Kleinkind, auch was die Häufigkeit und Konsistenz des Stuhls betrifft. Ein kompakter oder harter Windelinhalt tritt oft dann auf, wenn das Kleinkind von der Mutter- zur Babymilch oder festen Nahrung wechselt. Es dauert seine Zeit, bis sich der kindliche Darm an die neue Nahrung gewöhnt hat. Weitere Gründe können Fiebererkrankungen oder eine reduzierte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sein, was zu einem Ungleichgewicht des Wasserhaushaltes führt. Man muss die Eltern darauf aufmerksam machen, dass ein harter Stuhlgang bei Kleinkindern nichts Ungewöhnliches ist und normalerweise vorübergeht. Bei Babynahrung gilt es, diese richtig vorzubereiten, d. h. im richtigen Pulver-Wasser-Verhältnis anzurühren, damit die tägliche Flüssigkeitszufuhr den allgemeinen Empfehlungen entspricht.
Ein harter Stuhlgang tritt öfters in Kombination mit Koliken und Magenschmerzen auf und ist meist durch exzessives Weinen gekennzeichnet. Bis Eltern jedoch mit ihrem weinenden Baby den Arzt aufsuchen, sind sie oft schon stark beunruhigt, frustriert und leiden unter Schlafmangel. Das Weinen und unruhige Verhalten des Babys kann stundenlang und ohne Unterbruch andauern und sich mit ruhigen Phasen abwechseln. Tendenziell nehmen die Weinkrämpfe im Alter von sechs Wochen eher zu und treten meist am Nachmittag auf. Die Ursachen von Koliken sind weitgehend unbekannt. Es gibt jedoch Indizien, dass es sich hierbei um eine Nahrungsallergie, eine MagenDarmstörung, eine unausgewogene Darmflora, einen gastroesophagealen Reflux oder eine Kuhmilchallergie handeln kann (9). Weltweit leiden rund 20 Prozent der Säuglinge unter Koliken, unabhängig davon ob es Still- oder mit Formula ernährte Kinder sind (2. 8). Meist löst sich das Problem im Alter von circa vier Monaten von alleine.
Zusätzlich zu ihren bindenden Eigenschaften besitzen Johannisbrotkernmehlhaltige AR-Milchen auch eine präbiotische Wirkung. Sie vermindern harten Stuhlgang und helfen gegen Koliken. Ebenfalls gehören die in Babynahrung vorhandenen Galacto-Oligosaccharide zu den fermentierbaren Ballaststoffen, die das Wachstum «guter» Bakterien (Bifidobakterien und Laktobazillen) im Darm anregen. Beide führen zu mehr und weicheren Stuhlgängen und regen die Darmtätigkeit an. Alles Gründe, weshalb AR-Babynahrung die ideale Lösung sein kann, wenn Babys unter hartem Stuhl und den damit verbundenen Krämpfen leiden.
Weitere Informationen
Quellen
1) Iacono G., et al. The Pediatric Study Group on Gastrointestinal Symptoms in Infancy. Gastrointestinal symptoms in infancy: a population-based prospective study. Dig Liver Dis 2005;37:432-438.
2) Vandenplas Y., et al. Prevalence and health outcomes of functional gastrointestinal symptoms in infants from birth to 12 months of age. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2015;61:5:531-37.
3) Zeevenhooven J., et al. The New Rome IV Criteria for Functional Gastrointestinal Disorders in Infants and Toddlers. Pediatr Gastroenterol Hepatol Nutr 2017;20(1):1-13.
4) Vandenplas Y., et al. Practical algorithms for managing common gastrointestinal symptoms in infants. Nutrition 2013;29(1):184-194.
5) Dupont C., et al. Efficacy and tolerance of a new anti-regurgitation formula. Pediatr Gastroenterol Hepatol Nutr 2016;19(2):104-109.
6) Vandenplas Y., et al. Pediatric Gastroesophageal Reflux Clinical Practice Guidelines: Joint Recommendations of the North American Society for Pediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition (NASPGHAN) and the European Society for Pediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition (ESPGHAN). J Pediatr Gastroenterol Nutr 2009;49(4):498-547.
7) Nelson S.P., et al. Prevalence of symptoms of gastro-esophageal reflux during infancy. A pediatric practice-based survey. Pediatric Practice Research Group. Arch Pediatr Adolesc Med; 1997;151: 569-572.
8) Vandenplas Y., et al. Updated algorithms for managing frequent gastro-intestinal symptoms in infants. Beneficial Microbes 2015;6(2):199-208.
(9) Miranda, A. Early life stress and pain: an important link to functional bowel disorders. Pediatric Annals 2009;38:279-282.