Jodmangel – nicht zu unterschätzen
Vor allem in Hochgebirgsregionen sowie in Nord- und Mitteleuropa enthalten das Wasser und die Böden kaum oder gar kein Jod. Es wurde im Laufe der Erdgeschichte ausgewaschen. Deshalb ist es für die Bevölkerung aus diesen Regionen wichtig, dieses lebenswichtige Spurenelement in die tägliche Nahrung einzubauen.

Jodmangel ist weltweit eine der häufigsten Ursachen für die mentale Retardierung bei Kindern oder für Zwergwuchs, und war es auch lange Zeit in der Schweiz. Grosse Teile der Schweizer Bevölkerung litten bis Anfang des 20. Jahrhunderts unter den Folgen, beispielsweise einer vergrösserten Schilddrüse, klar sichtbar als Struma oder im Volksmund als Kropf. Denn bei einer Unterversorgung vergrössert sich die Schilddrüse über die Jahre kontinuierlich beim Versuch, mehr Schilddrüsenhormone zu produzieren. Aus diesem Grund entschieden sich viele betroffene Länder, gewisse Nahrungsmittel, z. B. das Kochsalz, mit Jod anzureichern, so auch ab 1922 die Schweiz, und dies mit grossem Erfolg. Weltweit sank der Jodmangel. 

Jodmangel wieder auf Vormarsch

Veränderte Ernährungsgewohnheiten führen dazu, dass wieder mehr Menschen unter Jodmangel leiden. Einerseits reduzieren viele aus gesundheitlichen Gründen ihren Salzkonsum drastisch oder verzichten völlig darauf. Andererseits verzehren wir statt jodiertem Salz vermehrt so genannte Lifestyle Salze wie Himalaja- oder Meeres-Salz, welche beide kein oder nur sehr wenig Jod enthalten. Obwohl Meerwasser einen recht hohen Jodgehalt aufweist, besitzt das daraus gewonnene Salz aufgrund der Gewinnungs- und Reinigungsprozesse relativ wenig Jod.

Jod ist für den Menschen wichtig zur Bildung von Schilddrüsenhormonen und fördert das Wachstum und die Regulierung des (Energie-)Stoffwechsels sowie im Gehirn die Bildung der Markscheide. Die Markscheide gewährleistet die schnelle und effiziente Weiterleitung der Nervenimpulse. Ein schwerer Jodmangel kann bei Kindern zu seriösen körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen führen.

Gemäss der Eidgenössischen Ernährungskommission (EEK) haben Schwangere und stillende Mütter den höchsten Jodbedarf, da sie nicht nur sich, sondern auch ihr ungeborenes Kind bzw. ihren Säugling damit versorgen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Körper während der Schwangerschaft Jod schlechter aufnimmt.

Zur Vorbeugung eines Mangels verwendet die Lebensmittelindustrie jodiertes Salz zur Herstellung von Nahrungsmitteln. Die Hauptquellen von Jod sind daher in der Schweiz beispielsweise industriell hergestellte Brote und Milchprodukte. Aber auch Fisch und Meeresfrüchte sind gute Quellen, da sie aus dem Meerwasser Jod konzentrieren können.

Wer sich in der Schweiz ausreichend mit industriell hergestellten Milchprodukten und Broten ernährt, sollte keine zusätzliche Jodsupplementierung benötigen. Auch für Kinder, welche nicht gestillt werden können, besteht keine Gefahr, denn Formula-Milchen enthalten einen Jodzusatz.


Weitere Informationen

  • Richtlinien für die tägliche Zufuhr von Jod finden Sie hier
Quelle: PD Dr. med. Gabor Szinnai Phd, Paediatrica 2018, Vol. 29, Nr. 4, "Jod – das Spurenelement als Schlüssel für die normale Entwicklung und Wachstum
 

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